Harrislee: "Leitstelle Nord" - Offene Ohren für Hilferufe im Norden (sh:z - 13. Januar 2009)
Das Gebäude steht, die Technik ist geliefert und installiert. Hier und da zeugen noch fehlende Platten der abgehängten Decken von den letzten Technik-Arbeiten und auch der neue Funkmast fehlt noch – dennoch ist die „Kooperative Regionalleitstelle Nord“, so der offizielle Name, „so gut wie startklar“, wie Reinhard Becker als Leiter des polizeilichen Teils und Uwe Rühl, Leiter des kommunalen Teils (Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz) übereinstimmend erklären. Zwischen Ende April und Anfang Mai sollen dann die Telefone der Notrufleitungen 110 und 112 sowie der Service-Nummer 19222 erstmals in Harrislee statt bisher in Flensburg, Schleswig und Husum klingeln. Mit der Inbetriebnahme der neuen Leitstelle auf dem Gelände der Landesfeuerwehrschule beginnt für die Leitstellendisponenten eine neue Ära. Kräfte von Polizei und kommunaler Schadensabwehr arbeiten Tür an Tür und können sich auf direktem Wege kurzschließen und Einsatztaktiken besprechen.

Die moderne Technik unterstützt die Disponenten dabei. Einmal aufgenommene Einsätze können per Mausklick vom Rettungsdienst zu den Disponenten der Polizei übermittelt werden und umgekehrt. In jedem der Einsatzleiträume können bis zu sechs Disponenten arbeiten, die die Notrufe der Stadt Flensburg sowie der Kreise Schleswig-Flensburg und Nordfriesland annehmen. Voll besetzt werden diese Plätze allerdings zunächst nicht sein. „Für Rettungsdienst und Feuerwehr werden tagsüber bis zu fünf Disponenten am Platz sein, nachts zwei und ein weiterer befindet sich als Reserve im Gebäude“, erklärt Uwe Rühl. Im Bereich der Polizei sieht die Besetzung ähnlich aus. „Da die Einsatzzahlen in den vergangenen Jahren stetig nach oben gegangen sind, haben wir ausreichende Reserven geschaffen“, so Rühl. Zudem gibt es insgesamt fünf weitere Arbeitsplätze, die hauptsächlich für die Ausbildung von neuen Disponenten genutzt werden sollen, aber auch für die Notrufannahme geeignet sind. Bei Unwettern oder Großschadensereignissen stehen in den drei Besprechungsräumen eine große Anzahl weiterer Abfrageplätze zur Verfügung.

Um die Ausfallsicherheit der der Leitstelle zu gewährleisten, ist die komplette Technik im Keller des Gebäudes doppelt vorhanden. Beim Ausfall eines Technikraumes wird automatisch auf den anderen umgeschaltet. Auch Stromausfälle können der neuen Leitstelle nichts anhaben. Ein eigenes Notstromaggregat mit einem 6000 Liter fassenden Dieseltank kann den Betrieb für mehrere Tage aufrecht erhalten, zudem kann Strom auch von außen über ein geeignetes Aggregat eingespeist werden. „Hier gehen definitiv als letztes die Lichter aus“, lobt Reinhard Becker die vorbildliche technische Sicherheit der Leitstelle. Im Fall der Fälle kann sogar der komplette Betrieb der mit wenigen Handgriffen auf eine der anderen Regionalleitstellen im Land umgeschaltet werden.

In den ersten Wochen nach Inbetriebnahme wird die Leitstelle überbesetzt sein, damit eventuell auftretende Schwierigkeiten nicht zu Wartezeiten für die Hilfesuchenden führen. Sollte es doch einmal so sein, dass Anrufer warten müssen, informiert sie eine dreisprachige Warteschleife in Deutsch, Dänisch und Englisch darüber, dass ihr Anruf gleich entgegengenommen wird. Auch die Ortskenntnis der Disponenten wird erhalten bleiben, da zukünftig Kräfte aus allen drei Gebieten die jährlich rund 58 000 Einsätze für die gut 450 000 Bürger im Einzugsgebiet bearbeiten. Dabei geht es nicht nur um das reine entgegennehmen der Anrufe und Alarmieren der Rettungskräfte. Um in der Leitstelle zu arbeiten, ist eine fundierte Ausbildung im Rettungsdienst- und Feuerwehrwesen erforderlich, um eine Erkrankung anhand der geschilderten Symptome oder ein Hilfeersuchen mit den Fakten und gezielten Nachfragen richtig einschätzen zu können.